Die Einleitung zum Futtertest könnt ihr hier finden.
Den Aufbau der Versuchsanlage findet ihr hier.
Hier findet ihr die Bilder der Fische:
Ich möchte noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass dieser Test keinen wissenschaftlichen Anspruch hat. Viel Spaß beim Lesen.
Anmerkungen zur Ausgangssituation:
Die beiden Futtermittel hatten leider nicht die gleiche Granulatgröße, obwohl die gleiche Größe bestellt wurde. Dies ist mutmaßlich auf Produktionsschwankungen zurückzuführen. Das teurere Futter hatte einen Durchmesser von ca. 3 mm, während das günstige Futter einen Durchmesser von ca. 2 mm hatte. Weiterhin hatte das günstige Futter einen Proteingehalt von 35% und das teure Futter einen Proteingehalt von 45%.
Abbildung 1: Korngröße teures Futter
Abbildung 2: Korngröße günstiges Futter
Ablauf des Experiments:
Beide Becken wurden identisch behandelt, d.h. wenn in einem Becken die Futtermenge aufgrund zu hoher Ammonium oder Nitrit-Werte die Futtermenge reduziert werden musste, habe ich das in anderem Becken auch getan.
Nach dem Einsetzen der Fische hat sich herausgestellt das die Filter noch nicht auf vollem Potenzial gearbeitet haben. Als ich die Futtermenge schrittweiße auf 2% erhöht habe hat sich ein Nitritpeak am 30.05.2016 ergeben. Diesem habe ich mit Wasserwechseln und Reduzierung der Futtermenge entgegengewirkt. Als sich die Wasserwerte wieder stabilisiert hatten habe ich erneut versucht die Futtermenge auf 2% zu erhöhen, woraufhin ich am 15.06.2016 einen weiterer Anstieg des Nitritgehaltes erkannt habe. Außerdem wurde jetzt auch ein deutlicher Anstieg des Ammoniumgehaltes festgestellt. Um zu verhindern das Ammoniak entsteht, fiel die Entscheidung die Wasserwechsel zukünftig mit Quellwasser, welches einen PH-Wert von 7 hat, durchzuführen. So gelang es den PH-Wert im Becken zu senken. Am 25.06.2016 habe ich dann entschieden die Futtermenge aufgrund des uneingefahrenen Systems auf 1% zu belassen, um weitere starke Schwankungen zu verhindern. Am 09.08.2016 wurde die Menge wieder auf 2% erhöht und es hat sich kein erneuter Anstieg eingestellt, da nun wohl ausreichend Biologie im Filter vorhanden war.
Die Fische wurden fünf Mal gemessen. Die erste Messung erfolgte am 18.05.2016 beim Besetzen der Fische. Die zweite Messung fand am 02.06.2016 und die dritte am 25.06.2016 statt. Es hat sich gezeigt, dass die Zuwächse in diesem Zeitraum relativ gering waren. Ich habe daher beschlossen die Intervalle zur Messung deutlich zu erhöhen. So war die vierte Messung am 09.08.2016 und die letzte am 16.10.2016. Erfasst wurde das Gewicht jedes einzelnen Fisches. Eine Messung der Länge war mir zu aufwändig (wurde einmal versucht).
Ab etwa der dritten Messung habe ich nicht mehr mit den Futterautomaten, sondern von Hand gefüttert, da sich diese als nicht zuverlässig erwiesen haben. Es erfolgten täglich zwei Fütterungen.
Ergebnisse:
Messwerte Becken 1:
Tabelle 1: Gewicht der Fische in Becken 1
Gewicht (g) | |||||
Messung | 18.05.2016 | 02.06.2016 | 25.06.2016 | 09.08.2016 | 16.10.2016 |
Fisch 1 | 48 | 50 | 57 | 73 | 149 |
Fisch 2 | 46 | 48 | 58 | 71 | 132 |
Fisch 3 | 54 | 52 | 66 | 91 | 150 |
Fisch 4 | 52 | 53 | 53 | 97 | 196 |
Fisch 5 | 48 | 46 | 45 | 70 | 179 |
Fisch 6 | 57 | 56 | 64 | 96 | 226 |
Fisch 7 | 61 | 61 | 76 | 103 | 171 |
Fisch 8 | 59 | 62 | 67 | 106 | 188 |
Fisch 9 | 61 | 53 | 71 | 113 | 190 |
Fisch 10 | 58 | 55 | 63 | 104 | 163 |
Fisch 11 | 40 | 41 | 52 | 68 | 142 |
Fisch 12 | 50 | 47 | 46 | 71 | 135 |
Fisch 13 | 56 | 57 | 62 | 95 | 173 |
Fisch 14 | 63 | 59 | 68 | 95 | 164 |
Fisch 15 | 64 | 64 | 75 | 104 | 156 |
Summe | 817 | 804 | 923 | 1357 | 2514 |
Abbildung 3: Gewicht der Fische in Becken 1
Messwerte Becken 2:
Tabelle 2: Gewicht der Fische in Becken 2
Gewicht (g) | |||||
Fisch | 18.05.2016 | 02.06.2016 | 25.06.2016 | 09.08.2016 | 16.10.2016 |
Fisch 1 | 40 | 39 | 45 | 64 | 103 |
Fisch 2 | 64 | 58 | 66 | 78 | 121 |
Fisch 3 | 43 | 43 | 66 | 89 | 207 |
Fisch 4 | 64 | 66 | 94 | 176 | 466 |
Fisch 5 | 53 | 57 | 62 | 78 | 111 |
Fisch 6 | 56 | 56 | 60 | 89 | 181 |
Fisch 7 | 50 | 51 | 61 | 86 | 146 |
Fisch 8 | 52 | 55 | 57 | 64 | 83 |
Fisch 9 | 48 | 51 | 56 | 82 | 184 |
Fisch 10 | 57 | 54 | 65 | 89 | 166 |
Fisch 11 | 42 | 45 | 47 | 60 | 87 |
Fisch 12 | 69 | 65 | 76 | 97 | 143 |
Fisch 13 | 36 | 43 | 46 | 55 | 81 |
Fisch 14 | 49 | 47 | 58 | 74 | 139 |
Fisch 15 | 49 | 41 | 48 | 64 | 97 |
Summe | 772 | 771 | 907 | 1245 | 2315 |
Abbildung 4: Gewicht der Fische in Becken 2
Beobachtungen:
- Ammonium, Nitrit, sowie Nitrat waren in Becken 2 fast immer etwas höher als in Becken 1
- Die Sauerstoffwerte waren in beiden Becken fast gleich
- Die Sauerstoffwerte in beiden Becken waren morgens oft höher als Abends
- In beiden Becken gab es eine Algenblüte
- Becken 1 wurde nach einiger Zeit wieder relativ klar
- Becken 2 blieb „grün“
- Der Filter in Becken 2 schien stärker mit Kot verschmutzt zu sein
- Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Farbentwicklung der Koi
- Es sind keine Koi erkrankt oder hatten Mangelerscheinungen
Interpretation der Ergebnisse:
- Wie man an den Ergebnissen der Gewichtsmessungen erkennen kann gab es in Becken 2 einen deutlich schneller wachsenden Koi. Die Fische sind hier generell sehr unterschiedlich gewachsen. Der größte Fisch hatte am Ende des Versuchs 460 Gramm und war mit Abstand der schwerste, während andere Fische in dem Becken nur rund 80 Gramm gewogen haben. In Becken 1 fand dagegen ein relativ gleichmäßiges Wachstum der einzelnen Fische statt. Sie wogen am Ende alle circa 150 Gramm pro Fisch. Man könnte nun durchaus berechtigt sagen, dass dieser vorwüchsige Fisch einen Einfluss auf das Ergebnis des Experiments hatte. Ich habe dennoch die Daten weiter ausgewertet.
Tabelle 3: Gesamtgewicht, Zuwachs und Futterquotient
Gesamtgewicht (g) | ||||||||
18.05.2016 | 02.06.2016 | 25.06.2016 | 09.08.2016 | 16.10.2016 | Zuwachs | Zuwachs (g) | Futterquotient | |
Becken 1 | 817 | 804 | 923 | 1357 | 2514 | 307,71% | 1697 | 1,36 |
Becken 2 | 772 | 771 | 907 | 1245 | 2315 | 299,87% | 1543 | 1,40 |
Abbildung 5: Entwicklung des Gesamtgewichts
Wie man anhand Tabelle 3 und Abbildung 5 sehen kann, ist der Zuwachs des Gesamtfischgewichtes in beiden Becken ziemlich ähnlich (unterschied ca. 8%). Auch der errechnete Futterquotient liegt nicht weit auseinander.
Auf Basis dieser Daten habe ich einige Hypothesen aufgestellt:
- Gleichförmige Entwicklung der Fische In Becken 1.
Da alle Fische in Becken 1 gleichermaßen Gewicht zugenommen haben, könnte man vermuten, dass jeder Fisch nahezu gleichviel Futter „abbekommen“ hat. Die Tatsache, dass das günstige Futter feinkörniger war könnte also dazu beigetragen haben, dass alle Fische gleichermaßen fressen konnten.
- Keine einheitliche Gewichtszunahme der Fische in Becken 2.
Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Fische in dem Becken nicht gleich viel Futter abbekommen haben, da die größeren Koi einen größeren Anteil der stückzahlenmäßig geringeren Pellets (pro Gramm Futter) gefressen haben. Durch die größere Korngröße des Futters war also unter Umständen eine gleichmäßige Gewichtszunahme der Fische nicht möglich.
- Vergleicht man das jeweilige Durchschnittsgewicht der Fische pro Becken, sieht man deutlich dass die Entwicklung nahezu identisch abgelaufen ist. Becken 1 (günstiges) Futter hat im Vergleich lediglich eine minimal höhere Gewichtszunahme gegen Ende zu verzeichnen. Diese Daten lassen darauf schließen, dass sich im Versuch kein signifikanter Unterschied zwischen den verwendeten Futtersorten in Bezug auf die Gewichtszunahme ergeben hat.
- Da die Wasserwerte in Becken 2 etwas schlechter waren als in Becken 1, könnte man vermuten, dass der erhöhte Proteingehalt des Futters hier einen negativen Einfluss ausgeübt hat. Allerdings war dieser Unterschied im eingefahrenen Zustand nicht mehr so deutlich erkennbar. Klar ist dennoch, dass man in Becken 1 theoretisch mehr hätte füttern können.
- Anhand der Bilder der Fische bei den Messungen konnte man keine deutliche Tendenz zur Verbesserung oder Verschlechterung der Farbqualität in beiden Becken feststellen. Hier reichen die Daten aber meiner Meinung nach noch nicht aus um eine definitive Aussage zu treffen. Klar ist allerdings, dass das günstige Futter, welches keine Farbverstärker enthält, nicht direkt zu einem Farbverlust geführt hat.
Soviel zu den erfassten Daten und meinen Hypothesen zu dem Ergebnis. Ich persönlich bin mit dem Ablauf des Experiments zufrieden und werde nun auf das günstigere Futter an meinem Koiteich umsteigen. Meiner Meinung nach wird durch den reduzierten Proteingehalt ein gewisser Puffer für die Biologie und die Wasserqualität geschaffen. Ich würde auch Anfängern eher ein proteinreduziertes Futter empfehlen, da so das Ökosystem Teich auch bei höherem Futtereintrag noch besser zurechtkommt. (Natürlich ist dennoch ein ausreichend großer Filter notwendig) Überrascht hat mich auch das bei dem günstigen Futter kein Unterschied in der Farbentwicklung zu erkennen war. Da davon auszugehen ist, dass Tosai aufgrund ihres starken Wachstums auch einen erhöhten Stoffwechsel haben, hatte ich eigentlich erwartet, dass aufgrund des Fehlens der viel beworbenen Zusatzstoffe wie Spirulina ein massiver Farbverlust entsteht.
Natürlich muss einem klar sein, dass nicht alle günstigen Futtersorten auch von gleicher Qualität sind. Ich denke hier lohnt es sich nach einem guten Aquakulturfutter für Karpfen zu suchen.
Vielen Dank fürs lesen. Über zahlreiche Kommentare und Feedback würde ich mich freuen.
Grüße,
Chris